Das Bild zeigt ein Fachwerkhaus.
Backes

„Backes“ heißt dieses malerische alte Gebäude in der Ortsmitte von Rüber auch heute noch im Volksmund.

Frisch restauriert, seit 1980 unter Denkmalschutz stehend, bietet es einen Anblick, als ob es den Stürmen der Zeit getrotzt hätte und auch weiterhin trotzen wollte.

1838, so berichtet die Ortschronik, wurde in der Dorfmitte das erste Schulhaus als Mehrzweckgebäude (der praktische Sinn unserer Vorfahren ist bewundernswert) mit Schulsaal, Lehrerdienstwohnung und Backstube erbaut. Die Nutzung als Schulgebäude endete um die Jahrhundertwende.

Bis etwa 1936 versammelten sich die Bürger beim Läuten der Gemeindeglocke um das „Backes“, um die Bekanntmachungen des Dorfvorstehers zu hören.

Auch das „Dritte Reich“ ging am „Backes“ nicht ganz spurlos vorbei. Es erhielt die Namensgebung „Hitler-Jugendheim“ und wurde als Jugendheim und Kindergarten genutzt.

In dem Türmchen des „Backes“ hängt die 1720 gegossene St. Margarethenglocke mit der Inschrift: S. Maria – S. Margaretha, Orate pro nobis. Dieses Glöckchen soll in der alten Kapelle, die auf dem Flurdistrikt St. Margarethen (westwärts nach Gappenach zu) stand, geläutet haben. Als Backstube wurde das „Backes“ vorwiegend zum Brotbacken bis etwa 1955 genutzt.

1954 Bericht in der Schulchronik von Rüber: "Ein Stückchen dörfliches Brauchtum ist wieder dahin geschwunden. Vor etwa drei Jahren wurde das gemeindeeigene Backhaus nochmals instandgesetzt, das heißt der ganze Backofen wurde neu gesetzt. Ein Jahr lang backten die Hausfrauen noch ihr schönes knuspriges Bauernbrot. Auf einmal dünkte ihnen auch diese Arbeit zu mühselig. Im Zuge der Modernisierung ging man dazu über das Brot beim Bäcker zu holen. Einerseits kann man es ja den arbeitsüberlasteten Bauersfrauen nicht verargen, aber andererseits ist so ein Quäntchen Dorfidyll in die Brüche gegangen.

 

                                                                                                    Backes mit Steigerturm

Bis zum Jahr  1980 war das alte Backes in einem schlechten baulichen Zustand und absolut kein Schmuckstück im Dorf, zum Teil wurde darüber nachgedacht das Gebäude abzureißen Mit knapper Mehrheit beschloss der  Gemeinderat das Backes zu sanieren. Im Jahr 1980 wurde das Backhaus unter Denkmalschutz gestellt. Die Renovierung der Innenräume und der Fassade kostete die Gemeinde 50.000,00 DM. Davon übernahm der Kreis und das Land 12.000,00 DM.
Am 01 Mai 1986, zum 150 jährigen Jubiläum des Backes, lud die Gemeinde die Bürger zu einem Tag der offenen Tür ins Backhaus ein.

In den folgenden Jahren wurden die  Räumlichkeiten von den örtlichen Vereinen, der Jugendgruppe und der Gemeinde für kleine Veranstaltungen und Proben genutzt. Es fanden auch öfter kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen dort statt.

                                                

Bei der Vorbereitung einer Ausstellung Maifelder Hobbykünstler am Buß und Bettag 1989, gab  es den  Vorschlag den Backofen im Backes wieder in Betrieb zu nehmen.
Nachdem alle notwendigen Maßnahmen und Vorschriften geprüft wurden konnte am 20. November 1991 der Backofen angefeuert und das erste Brot gebacken werden.

 

Im Jahr 2007 wurde das Backes im Rahmen der Dorferneuerung erneut umfangreich renoviert.
Im unteren Bereich wurden die Außenwände neu verputzt und  der Außenanstrich erneuert,  der hölzerne Glockenturm saniert, das Dach erhielt eine Schiefereindeckung. Die maroden Fenster wurden durch energiesparende Doppelglasfenster ersetzt. Es entstanden Kosten in Höhe von
105.000,00 Euro. Vom Land Rheinland - Pfalz erhielt die Gemeinde dazu 42.000,00 Euro.

In all den letzten  Jahren wurde mehrmals jährlich, zu gewissen Anlässen, - Dorffeste - Erntedank - Brot, Kuchen oder Pizza, zur Freude der Bürger gebacken.
Das ging so bis zum Jahr  2015. In der Gewölbedecke des Ofens hatten sich einige Steine gelöst, die Ofendecke wurde dadurch instabil, ein Feuer im Ofen wäre gefährlich und könnte das gesamte Backes in Brand setzen. Das konnte man nicht riskieren. So war dann mal Ende mit Brot backen.

                  Alter Backofen

Die Schlagzeile im März 2023: " Rüber möchte Backes wiederbeleben" Der Gemeinderat hatte beschlossen den Backofen im Backes zu erneuern und im Haushaltsplan 22 tausend Euro eingeplant.
Nachdem die rechtlichen Vorschriften und Sachfragen geklärt waren erfolgte die Ausschreibung der Baumaßnahme. Das Ergebnis der Ausschreibung ergab mit den benötigten Baumaterialen, etwa den im Haushalt eingestellten Betrag. Um die Kosten für die Gemeinde zu senken wurde eine Spendenaktion durchgeführt. Viele Arbeiten wurden  durch freiwillige Helfer geleistet. So hat sich ein Backes Team gebildet, das mit dem Backofenbauer, Herrn Zepp, von März bis September den Backofen gebaut hat. Eine tolle Leistung die Anerkennung verdient.

                                                                           Backesteam

Durch die Eigenleistung und den vielen Spenden konnte der Backofen gebaut werden ohne die Haushaltsmittel der Gemeinde zu verwenden.
 

   

                                                                                     Neuer Backofen

Am 25.08.23 war es soweit. Das erste Probebacken. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

                                                                                    Das erste Brot im neuen Ofen

 

Inzwischen haben sich einige Backgruppen gebildet. Durch ihre Tätigkeit kehrt eine Stück dörfliches Brauchtum zurück. Unser tägliches Brot gib  uns heute.