Lang ist es her. Passiert in Rüber!
Heribert Scherhag
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Die Geschichte vom Bau und von der Nutzung des Kühlhauses. Aus aktuellem Anlass die Frage abreisen oder sanieren.
> Passiert in Rüber < Originalberichte aus der Schulchronik
1957 Bau der Kühlanlage
In den ersten Monaten dieses Jahres fasste die Gemeindevertretung den Entschluss zur Anlage einer Gemeinschaftsgefrieranlage zu schreiten. Aufklärende Vorträge und Besprechungen, sowie die Besichtigung einer Tiefkühlanlage in dem Ort Boos, hatten die Wege geebnet und einen Großteil der Bewohnerschaft für die Ausführung gewonnen. Doch trat infolge von Unklarheiten, bei der Aufstellung des Planes, noch eine Verzögerung in der Ausführung des Baues ein. Als man dann endlich im Juni diesen Jahres die Erstellung der Anlage begann, freuten sich die Interessenten, die neue Anlage noch zur Kirmes am 14. Juli benutzen zu können. Sie wurden enttäuscht, denn die endgültige Inbetriebnahme zog sich bis Mitte August hin. Die Anlage, die Erste ihrer Art im Amt Polch, enthält 42 Kammern von je 200 Liter, in denen Fleischwaren, Gemüse und Früchte in Gefrierbeutel verpackt, eingelegt werden können.
Eine Tiefkühlung auf - 18 Grad ermöglicht eine mehrjährige Haltbarkeit. Von den 42 Kammern sind bis jetzt 30 an Interessenten abgegeben, der Rest ist noch unbenutzt .In eine Ecke der Anlage ist noch ein besonderer Kühlraum angelegt, in welchem die geschlachteten Tiere bis zur Zerkleinerung eingehängt und abgekühlt wurden. Fleischerblock und Tisch ermöglichen die Zerlegung der geschlachteten Tiere und die Einhüllung direkt an Ort und Stelle. Während der Kühlraum allen Gemeindemitgliedern zur Verfügung steht, muss das Anrecht auf eine Kühlkammer durch eine einmalige Zahlung von 300 Mark und die anteilmäßige Beteiligung an den Unterhaltungskosten erworben werden. Die Unkostenbestreitung setzt sich, wie folgt, zusammen: 5.500 DM gibt der Staat als Zuschuss, 12.600 DM bringt die Vermietung der Kammern ein, vorausgesetzt, dass alle Abnehmer finden. Der Rest von etwa 12.000 DM geht zu Lasten der Gemeinde, sodass die Gesamtkosten sich auf ca. 30.000 DM belaufen. Am Sonntag dem 18. August d. J. fand die feierliche Einweihung im Beisein von Behördenvertretern und unter Beteiligung der Dorfbevölkerung statt. Möge die neue Anlage, die in sie gesetzte Hoffnungen zur Entlastung der Hausfrauen und zur Belebung des Küchenzettels erfüllen und sich so zum Segen des Dorfes auswirken.
Originaltext aus der Schulchronik Rüber. Ver
Nachtrag: Nach und nach setzten sich die Haushaltskühltruhen durch. Die Landwirtschaft veränderte sich, es gab weniger Hausschlachtungen. Das Kühlhaus wurde immer weniger genutzt. Mitte der achziger Jahre wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Folge davon, abreißen oder ?
Auf Initiative der Ortsvereine, einvernehmlich mit der Ortsgemeinde, wurde das Innere des Gebäudes in Eigenleistung und finanziert durch die Vereine so umgestaltet, dass es bis zum heutigen Tag, bei Vereinsfesten auf dem Dorfplatz genutzt werden kann.
Nachrichten
Gemeinde Rüber erinnert an den selbstlosen Einsatz von Pater Alexander Menningen

Marienkapelle auf dem Friedhof von Rüber (Foto: Brehm)
Hbre. Bewohner der Gemeinde Rüber, eines Dorfes etwa 20 Kilometer westlich von Koblenz gelegen, haben am 17. Oktober 2021 daran erinnert, dass der Ort Anfang März 1945 nur knapp einer Zerstörung durch US-Truppen entgangen ist. Dass es nicht soweit kam, sei Pater Alexander Menningen zu verdanken, der die vakante Pfarrstelle der Pfarrei Lonnig/Rüber/Minkelfeld in Vertretung für den im Konzentrationslager Dachau inhaftierten Pfarrer Johannes Keßler übernommen hatte. Als die anrückenden US-Truppen ihre Geschütze auf Rüber richteten, sei Menningen, einer der wichtigsten Mitarbeiter des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich, mit einer weißen Fahne und teilweise auf Knien den US Truppen entgegen gegangen. Verschont von Zerstörung löste die Gemeinde 1951 ein Gelübde zum Bau einer Marienkapelle ein. Dort, so Überlegungen heute, könnte der mutige und selbstlose Einsatz von Dr. Alexander Menningen, zum Beispiel in Form einer Gedenktafel angemessen gewürdigt werden. schoenstatt.de veröffentlicht nachfolgend den Bericht von Gerhard Draws und Leo Klöckner.

Rüber - ein Dorf auf dem Maifeld, etwa 20 km westlich von Koblenz (Foto: Brehm)
Die Geschützrohre waren schon auf Rüber ausgerichtet
Gerhard Draws und Leo Klöckner. Nur den wenigsten Bürgern von Rüber dürfte bekannt sein, dass das Dorf Anfang März 1945 sehr knapp einer Katastrophe wegen drohender Zerstörung durch US Truppen entgangen ist.
Als im Juni 1944 die Alliierten in Frankreich in der Normandie landeten, die deutsche Front zusammenbrach und die Bombardements der Städte, in der hiesigen Gegend insbesondere der Städte Mayen, Andernach und Koblenz, ihrem Höhepunkt zustrebten, bangte auch die Bevölkerung von Rüber um ihre Heimat. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch die tagsüber von den Höhen sichtbar aufsteigenden Rauchsäulen und nachts durch den hellen Feuerschein der brennenden Städte. Ganz besonders schlimm wirkte sich die Erinnerung an die Räumung des Saarlandes zu Beginn des Frankreichfeldzugs aus, um damals den Soldaten eine ungestörte Kampfzone überlassen zu können. Nun war die Rede davon, dass auch der hiesigen Bevölkerung das gleiche Schicksal drohen würde und ihre Heimat verlassen müsste.

Altarraum der Marienkapelle mit Pieta (Foto: Brehm)

Gnadenbild der Dreimal wunderbaren Mutter von Schönstatt (Foto: Brehm)
Bettag am 17. September 1944
Das Bistum Trier war sich dieser äußersten Gefahrenlage bewusst und so ordnete Franz Rudolf Bornewasser, Bischof (von 1922 bis 1951, ab Januar 1944 Erzbischof) von Trier, am 17. September 1944 einen ganztägigen Bettag an. Pater Dr. Alexander Menningen (* 20. Oktober 1900 in Hillscheid, † 19. Mai 1994 in Schönstatt) von den Schönstätter Patres, der die vakante Pfarrstelle der Pfarrei Lonnig/Rüber/Minkelfeld in Vertretung für den von April 1944 bis April 1945 im Konzentrationslager Dachau inhaftierten Pfarrer Johannes Keßler übernommen hatte, leitete das Gebet. Gleichzeitig legte die Kirchengemeinde Rüber ein Gelübde mit folgendem Wortlaut ab:
Wenn du (Muttergottes) unsere Heimat unter deinen Schutz nimmst und sie gnädig bewahrst und wenn du den Hirten und geistlichen Vater der Gemeinde (Pfarrer Johannes Keßler) wieder glücklich heimkehren lässt in unsere Mitte, dann wollen wir dir ein Haus bereiten, ein Heim, dass du immerwährend hier bleiben kannst, dass du hier in deiner Heimat, in deinem Land, in deiner Gemeinde, die dir zu eigen geworden ist, schalten und walten kannst als die Schutzherrin, als die Mutter, die in schweren Zeiten uns, ihren Kindern, zur Seite gewesen ist.
Später wurde bekannt, dass auch Pfarrer Keßler im Konzentrationslager Dachau ein Gelübde abgelegt hatte, mit dem Versprechen, ein Denkmal für die Gefallenen des Krieges errichten zu lassen, falls er wieder heimkehren dürfe. Er hatte die Haftzeit überstanden, wenn auch nur ganz knapp und schwer gezeichnet.

Pater Dr. Alexander Menningen (Foto: Archivbild)
Mit weißer Fahne und auf Knien den US Truppen entgegen
Als sich Anfang März 1945 US Panzerverbände auf den Kerbener Höhen zeigten, spielten sich dramatische Szenen im Dorf ab. Während die Amerikaner in Stellung gingen, rüsteten sich SS Soldaten, von der Mosel kommend trotz der aussichtlosen Lage, zur Verteidigung des Dorfes. Den Amerikanern blieben diese Aktivitäten natürlich nicht verborgen und richteten daraufhin ihre Geschützrohre feuerbereit auf das Dorf. Da trat Pater Dr. Alexander Menningen in Erscheinung. Im vollen Bewusstsein, das eigene Leben aufs Spiel setzend, nahm er eine weiße Fahne in die Hand und ging den US Truppen auf den Kerbener Höhen entgegen, um ein Verschonen des Dorfes durch Zerstörung zu bitten. Damalige Zeitzeugen konnten beobachten, dass er das letzte Stück auf den Knien zurückgelegt hat. Und tatsächlich, die SS Soldaten verließen das Dorf, die US Truppen sahen von einem Angriff ab. Wäre auch nur ein einziger Schuss gefallen, hätte das verheerende Folgen für das Dorf gehabt. Nicht nur, dass es unter Artilleriefeuer genommen worden wäre sondern notfalls wäre auch Luftunterstützung, wie in ähnlichen Fällen geschehen, durch amerikanische Bomber angefordert worden.
Bau einer Marienkapelle und Einweihung am 15. Juli 1951
Nach dem Ende des Weltkriegs erinnerte sich man wieder an das Gelübde und nach der Währungsreform nahm das Vorhaben konkrete Formen an. Allerdings nahm die Standortfrage des Kapellenbaus einen breiten Raum ein. Am letzten Märzsonntag 1950 wurde darüber entschieden: Für den Standort im Flurdistrikt „Zu Margarethe“ stimmten 26 Personen, für den Standort auf dem Nothenberg 37 und für den Friedhof 38 Personen. Am Sonntag, den 1. Oktober erfolgte die feierliche Grundsteinlegung auf dem Friedhof und am 15. Juli 1951 (Kirmes) die Einweihung der fast gänzlich durch Spenden, Theateraufführungen und Hand- und Spanndiensten finanzierten Kapelle.

Der damalige Pfarrer, Johannes Kessler, wurde in der Kapelle beigesetzt (Foto: Brehm)
Abschließend soll die Ansprache von Pater Menningen zu diesem Ereignis auszugsweise wiedergegeben werden: „Andächtige, zu Ehren der lieben Gottesmutter versammelte Gemeinde! Wir schicken uns an, in dieser Stunde einen Akt zu setzen, der in unserem eigenen Leben und in der Geschichte der Gemeinde zu einem Denkmal der Dankbarkeit und der Liebe werden soll für die liebe Gottesmutter.
Die Hand des Priesters und des Seelsorgers der Gemeinde soll dieser Stätte die kirchliche Weihe geben. Mit diesem Geschehnis ist ein Schlussstrich gesetzt unter eine lange Vorgeschichte dieses Heiligtums. Mit der Einweihung des Kapellschens wird das Gelübde eingelöst, das Gelöbnis, das die Gemeinde in gleicher Weise wie der Seelsorger dieser Gemeinde miteinander, wenn auch damals voneinander getrennt, gemacht haben. Es schickt sich wohl, dass wir in dieser feierlichen Stunde uns in Dankbarkeit rückwärts wenden, um dann ebenso sehr uns in die Zukunft hineinbegeben.“
Pfarrer Johannes Keßler war geboren am 12. März 1900 in St. Johann an der Saar, heute ein Stadtteil von Saarbrücken. Er starb am 17. August 1980 in Augsburg und fand, seinem Wunsch entsprechend, seine letzte Ruhestätte in der Muttergotteskapelle.
Es wäre sicherlich überlegenswert, den mutigen, selbstlosen Einsatz von Dr. Alexander Menningen, zum Beispiel in Form einer Gedenktafel an der Muttergotteskapelle, angemessen zu würdigen.




